Table with PC showing new Living Schools website

Das Ergebnis von mehr als einem halben Jahr spannender und sehr motivierender Arbeit gibt es ab heute hier zu sehen: Living Schools Malawi!

In diesem Blog Beitrag wollen wir ausführlicher über die Hintergründe, die Ziele und den gesamten Prozess berichten.

Der Hintergrund

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (ursprünglich: United Nations International Children’s Emergency Fund, seit 1953 United Nations Children’s Fund, UNICEF) unterstützt in ca. 150 Staaten Kinder und Mütter in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, Ernährung sowie Bildung und leistet humanitäre Hilfe in Notsituationen. Der Auftrag von UNICEF ist es, die Kinderrechte für jedes Kind zu verwirklichen, unabhängig von seiner Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Richtschnur für die weltweite Arbeit ist die UN-Konvention über die Rechte des Kindes.

Von der schnellen Nothilfe bis zum langfristigen Wiederaufbau hilft UNICEF, dass Mädchen und Jungen überall auf der Welt gesund und sicher groß werden und ihre Fähigkeiten voll entfalten können.

Allein in Deutschland engagieren sich 8.000 Ehrenamtliche in rund 200 Gruppen für UNICEF. Jugendliche und Studierende sind in Hochschulgruppen und Juniorteams aktiv. Jedes Jahr werden von einer Vielzahl an kleinen und großen Spendern Spenden in Höhe von mehr als 100 Mio. EUR generiert.

Eine große Herausforderung für UNICEF ist die schnelle, effiziente Kommunikation innerhalb der eigenen Organisation, aber besonders auch zwischen Projektländern und Spendern in den großen Industrienationen. Jeden Tag wird in vielen Ländern im Rahmen von unterschiedlichsten Projekten Gutes getan. Die Art und Weise wie dies in Richtung der Spender und Unterstützer in Ländern wie Deutschland kommuniziert wird, ist oft klassisch redaktionell, d.h. relativ aufwendig und langsam. Großspender bekommen einmal pro Halbjahr einen längeren, schriftlichen Bericht. In aufwendig produzierten Artikeln wird auf den lokalen Länder-Websites im Rahmen der klassischen Kommunikationsarbeit berichtet. Dieser kommunikative Output ist hochwertig, aber kostspielig und nicht unbedingt authentisch.

Dabei ist klar: wer schneller, direkter und offener informiert wird, der ist eher bereit sich langfristig mehr zu engagieren.

UNICEF News App
Eine UNICEF App, die Menschen vor Ort mit Spendern aus aller Welt verbindet

Die Idee

Gemeinsam mit dem deutschen UNICEF-Team dachten wir uns: Im Zeitalter von Smartphone und Social Media sollte man die Art und Weise wie Inhalte in den vielen Projektländern erstellt, aggregiert und letztlich in Richtung der diversen Stakeholder am oftmals anderen Ende der Welt kommuniziert werden, grundsätzlich überdenken. Wir stellten uns einen möglichst effizienten, mobilen Kommunikationskanal zwischen Projektländern auf der einen und Unterstützern und Förderern in den Geberländern auf der anderen Seite vor. Ein Kanal, der sowohl den Fortschritt in konkreten Projekten als auch die emotionale Seite am Beispiel von Personen vor Ort vermittelt.

Inhalte, die von Jugendlichen, Helfern und UNICEF Mitarbeitern vor Ort ganz einfach mit einem Smartphone bereit gestellt werden können. Aktuell und prägnant, persönlich und direkt. Inhaltlich angelehnt an Micro-Contents wie man sie aus Social Media kennt, aber unter voller Kontrolle auf einer eigenen Website oder App.

Effizienz und Einfachheit spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn Ressourcen sind bei einer Organisation wie UNICEF, die sich an so vielen Ecken dieser Welt einsetzt immer knapp. Zeitgleich steigt der Bedarf an Information und Kommunikation mit den verschiedenen Interessensgruppen in den Industrieländern.

Schnell kamen wir überein, unsere Annahmen und Ideen einem ersten praktischen Test zu unterziehen.

Erste Tests in Nepal

Kids in school in Nepal
Kinder im Early Childhood Development Centre in Sanfe Bagar

Ein Mitarbeiter von UNICEF Deutschland reiste dazu im Herbst 2017 nach Nepal. Mit der dortigen Bildungsinitiative „Let Us Learn“ („Lasst uns lernen“) hilft UNICEF benachteiligten Kindern mit geringem oder keinen Zugang zu Bildung. Ziel war es Informationen zu diesem Projekt auf möglichst einfache Art und Weise zu erstellen und zu kommunizieren.

Zuvor stimmten wir uns über technische Details und inhaltliche Formate ab und entwickelten eine erste, grobe Content-Struktur und – Strategie. Mittels einer UNICEF App – „powered by tchop“ – wurden in Nepal Fotos, Videos sowie kurze Text-Beiträge erstellt, kommentiert und direkt in die richtigen „Mixes“ bei tchop hochladen. Via Real Time Chat konnten wir uns projektintern sofort abstimmen und verständigen. Dabei haben wir viel gelernt und einige Anforderungen der Arbeit „im Feld“ noch besser verstanden. Einiges ist in neue Features oder Verbesserungen eingeflossen, die nun auch anderen Unternehmens- oder Verlagskunden zu gute kommen.

Wir waren froh, dass UNICEF das Potenzial von tchop als technische Komplettlösung für effiziente, mobile Kommunikation von Anfang an spannend fand. Unsere eigene Philosophie deckt sich mit den Ideen und Vorstellungen des Kommunikations- und Marketingteams von UNICEF.

UNICEF worker sitting with kids in a school in Nepal
Stefan von UNICEF Deutschland in einer an dem Projekt teilnehmenden Schule

Das Wichtigste war jedoch: das Ergebnis war vielversprechend! Es entstanden spannende, authentische Eindrücke mit einfachsten Mitteln. Das deutsche UNICEF Team entschied daher auf die Suche nach einem Projektland bzw. -partner zu gehen, um gemeinsam mit uns einen ersten echten Piloten zu implementieren.

Gefunden wurde Mitte 2018 ein tolles UNICEF Projekt in Malawi, einem der am wenigsten entwickelten Ländern der Welt.

Das Projekt „Living Schools“

In Malawi entstehen die Schulen der Zukunft. UNICEF nennt sie die „Living Schools“, „lebendige Schulen“. Hier werden eine bessere Versorgung der Schüler und Lehrer mit Wasser und sanitären Anlagen mit dem aktiven Schutz der Umwelt verbunden. 

Die Schulen werden mit einem Wasserversorgungssystem ausgestattet, das mit Sonnenenergie betrieben wird. So gibt es immer frisches Wasser vor Ort – keine Selbstverständlichkeit in Malawi. Auch modernes E-Learning macht die Solarenergie möglich, da mit ihr Tablet PCs betrieben werden können. Im Schulgarten bauen die Schüler selbst Gemüse an. Zudem gibt es kindgerechte und nach Geschlechtern getrennte sanitäre Anlagen, auch für behinderte Kinder. Das ist besonders wichtig für Mädchen, von denen viele während ihrer Menstruation nicht zur Schule gehen, wenn es keine hygienischen Toiletten gibt.

Kids in front of a school in Malawi
Kinder in einer „Living School“ in Malawi

Schulen werden so zu einem wichtigen Zentrum der örtlichen Communities. Dabei erfüllen sie eine Rolle, die weit über die, der klassischen Bildung wie wir sie bei uns kennen, hinausgeht. Der Begriff „Living Schools“ beschreibt das perfekt.

Konkretes Ziel war die Umsetzung einer speziellen Projektseite als Subdomain der deutschen UNICEF-Website. Dort soll „Living Schools“ nicht nur vorgestellt werden, sondern Interessierte sollen aktuelle Informationen und Nachrichten direkt „aus“ dem Projekt finden und mehr über die Menschen vor Ort erfahren und einen authentischen Eindruck über die Arbeiten vor Ort gewinnen. Deutsche Nutzer können so hautnah am Fortschritt der „Living Schools“ teilhaben und viel lernen über den Alltag der Menschen in Malawi.

Unser Besuch in Malawi

Team meeting in a conference room
Workshop in Lilongwe mit Teams aus verschiedenen Ländern und Offices

Mitte 2018 begannen die gemeinsamen Planungen mit dem deutschen Team von UNICEF in Abstimmung mit deren Kollegen in Malawi.

Vom 10.-13. Oktober 2018 sind wir gemeinsam mit den Kollegen dann zusammen nach Lilongwe, der Hauptstadt Malawis gereist, um an einem Kick-Off-Workshop teilzunehmen. Abgesehen von der Abstimmung innerhalb des gesamten Teams, ging es auch um die Übung der Umsetzung „im Feld“. Und damit für uns darin noch mehr zu lernen und die Anforderungen im Sinne von echtem „User Generated Content“ unter solchen Bedingungen besser zu verstehen.

Kid getting introduced to a smartphone
Unser Product Manager Ron mit dem
kleinen Innocent

Nach einem intensiven Workshop-Tag ging es am zweiten Tag mit der gesamten Gruppe zur Nankhali School am Rande von Lilongwe. Dort wurden wir von den Verantwortlichen herzlichst begrüßt. Aufgeteilt in kleine Teams a 3-4 Personen zogen wir los, ausgestattet mit einem Smartphone und viel Neugierde. Im Rahmen des Workshops hatten wir gemeinsam verschiedene inhaltliche Formate entwickelt, die nun einem Praxistest unterzogen wurde. In jeder Gruppe war ein Kind der Nankhali School, welches uns nicht nur in seine Welt eingeführt hat, sondern teilweise auch selbst hochmotiviert Fotos und Videos aus einer ganz eigenen Perspektive gemacht hat.

Teacher reviewing tests

Es kamen unzählige Eindrücke, Fotos und Videos zusammen, aus unterschiedlichsten Blickwinkeln, mit unterschiedlichsten Botschaften und Charakteren.

Im Rahmen des Workshops wurden wir auch über weitere Aktivitäten und Projekte von UNICEF Malawi gebrieft, die inhaltlich und operativ Eingang in unser Projekt finden sollten. Dazu gehört der Einsatz von Drohnen zur besseren Analyse entlegener Landstriche genauso wie die Ausbildung junger Menschen als „Youth-Reporter“ (dazu bald mehr in einem getrennten Projekt und Blog Post).

Noch am gleichen Abend haben wir die Inhalte sortiert und mit wenigen Clicks in verschiedenen „Mixes“ strukturiert bzw. kommentiert. Den Output haben wir am nächsten Tag bei einem Workshop mit dem Leiter des UNICEF Büros in Malawi präsentiert und diskutiert – in Form der fertigen UNICEF-App sowie einer prototypischen Living Schools-Landing Page mit „Live-Inhalten“.

Kids standing curiously around a smartphone
Die Aufregung war gross – genau wie der Output

Nach insgesamt fünf intensiven Tagen in Malawi ging es müde, aber ausgestattet mit vielen neuen Eindrücken und Ideen zurück nach Deutschland. Auch wenn es heute tolle Remote-Work-Tools gibt, die wir selbst täglich nutzen, der persönliche Austausch bzw. das Arbeiten Face-to-Face ist besonders am Anfang eines solchen Projektes durch nichts zu ersetzen.

Kids learning under a tree in Malawi
Unterricht im Schatten eines Baumes ist Alltag, da es an Schulgebäuden mangelt

Die Einfachheit des gesamten „Content Creation & Curation“-Prozesses hat alle beeindruckt. Selbst die weniger smartphone-erfahrenen Jugendlichen in Malawi haben keine 5 Minuten gebraucht, um Fotos zu machen aus Ihrem Alltag. Das Ergebnis war inhaltlich emotional, informativ und authentisch. Das deutsche Team konnte die Inhalte mit wenigen Schritten filtern und mit kurzen Kommentaren oder Headlines versehen. Und das wichtigste: Alle waren einig, dass dies ein spannendes, neuartiges Kommunikationsangebot für Förderer, Spender und Helfer in Deutschland werden kann. Eine Form der direkten Kommunikation, die Brücken schlagen kann über tausende von Kilometern hinweg.

Living Schools Landing Page

Schon bevor wir nach Malawi gereist waren, hatten wir mit dem deutschen Team einen HTML-Prototypen einer einfachen Landing Page abgestimmt. Vor Ort produzierte Inhalte waren dort basierend auf der tchop Datenschnittstelle sofort in der entsprechenden Mix-Struktur und Anordnung zu sehen. Zusätzlich zu der Kommunikation im geschlossenen Nutzerkreise der App, war es das Ziel dieser Website das Konzept einem größeren Kreis in Deutschland zugänglich zu machen und über die Seite auch Spenden zu generieren.

Technisch basiert diese Website ausschliesslich auf dem Output der tchop Schnittstelle. Sie ist damit ein gutes Beispiel wie einfach und dynamisch sich digitale Inhalte unserer Plattform im eigenen Intranet, CMS oder auf einer eigenen Website einbinden und darstellen lassen.

Wir empfehlen hier einen Blick darauf: https://livingschools.unicef.de/

Und natürlich eine Spende für diesen guten Zweck.

Ausblick

Wir sind uns einig mit dem Team von UNICEF in der Hoffnung, dass dies erst der Anfang ist. Das interne Feedback ist sehr positiv. Weitere UNCIEF Länder haben Tests begonnen, andere zeigen Interesse diese Strategie zu adaptieren. Bei einem großen internationalen Meeting wird die Plattform bald ausführlich vorgestellt, so dass der Ansatz noch auf weitere Länder und Projekte ausgeweitet werden kann.

Kids cheering in the sun

Abgesehen von „Living Schools“ wird tchop zudem bereits in einem anderen Projekt in Kooperation mit UNICEF Malawi eingesetzt. Es heisst Youth Out Loud und bietet jungen Reportern und Medienschaffenden eine Plattform. Mehr dazu bald in einem getrennten Post.

Ein besonderer Dank geht an die Kollegen von UNICEF in Deutschland und Malawi. Deren täglicher Einsatz für die Kinder und Familien in den ärmsten Regionen dieser Welt macht all das erst möglich. Das wir zu diesem Projekt einen kleinen Teil beitragen durften, erfüllt uns mit großer Freude und Motivation.

Wenn Sie mehr über weitere spannende UNICEF Projekte in diesem Jahr erfahren wollen, empfehlen wir diesen Blog Beitrag der Kollegen.

Letzte Änderung: August 19, 2024