Warum sich Slack und Discord nicht für den Aufbau einer eigenen Community eignen

User holding iPhone

Online-Communities sind in aller Munde – ganz gleich ob aus Sicht von Medien, Marken, Marketing oder natürlich der Start Up und Creator Szene. Eine treue Nutzerschaft rund um die eigenen Inhalte, Botschaften oder Produkte zu schaffen, wird immer mehr zum Schlüssel für nachhaltige Umsätze, Werbe- oder Abo-Einnahmen oder auch für sonstige, innovative Geschäftsmodelle. Wer eine Plattform für seine Zielgruppe schafft, muss sich Kontakte nicht permanent teuer durch “Paid Media” erkaufen. Wer es dabei schafft, die eigene Community miteinander zu vernetzen, bietet auch Mehrwerte, die weit über die eigenen “Assets” hinausgehen.

Schnell und kostenlos starten

Als schnelle, kostenlose Option für den Aufbau einer eigenen Community sind heute vor allem zwei Tools populär, wobei beide von unterschiedlichen Ansätzen kommen.

Discord ist ein Online Service für Chat-, Video- und Sprachnachrichten , der ursprünglich für Gamer geschaffen wurde, inzwischen aber auch vermehrt für andere Bereiche genutzt wird. Das Programm kann als Webanwendung oder mit eigener Client-Software auf allen gängigen Betriebssystemen genutzt werden. Besonders in jungen Zielgruppen erfreut sich die Plattform durch den Games-Hintergrund großer Beliebtheit.

Auf der anderen Seite steht Slack, welches sich von den Funktionen und auch vom Aufbau her, gar nicht wirklich groß von Discord unterscheidet. Allerdings richtet sich Slack als Workspace-Collaboration-Tool in erster Linie an kleine Teams und Unternehmen. Die Idee von Slack: Email als internes Tool durch eine Chat-Plattform zu ersetzen. Slack erfreut sich dementsprechend großer Beliebtheit in der Medien- und Startup Branche.

Beide Tools ähneln sich aus Sicht der meisten Nutzer*innen auf den ersten Blick. Betrachtet man Herkunft, Ziel und Anwendungsgebiet, gibt es jedoch wichtige Unterschiede. Und diese sind besonders für alle, die eine der beiden Plattformen für den Aufbau einer eigenen Community nutzen wollen, wichtig.

Kostenlos für immer?

Ohne Zweifel setzen beide Plattformen in Sachen Chat- und Echtzeitkommunikation neue Maßstäbe. Viele Millionen Nutzer*innen verwenden die Dienste jeden Tag. Wer mit der eigenen Community auf die Tools als Verlängerung der eigenen Website, des eigenen Blogs oder Newsletters setzt, muss sich aber über einige Dinge im Klaren sein.

Beide Plattformen bieten kostenlose Einstiegsmöglichkeiten. Die erste Hürde ist gering. Allerdings stecken hinter beiden Anbietern letztlich auch gewinnorientierte Unternehmen, deren Ziel ist es möglichst viele Nutzer*innen in einen “Paid Plan” zu überführen. Bei Slack ist dies besonders auffällig, denn auf einem kostenlosen Plan wird die Arbeit immer schwieriger. Für viele Communities aber sind die Kosten, die sich jenseits der 5 EUR pro Nutzer*in und Monat bewegen, meist viel zu teuer. Im Bereich der Unternehmenssoftware, mag dies ein marktgerechter Preis sein (unsere Slack Community nutzt auch einen solchen Plan), für viele Communities sind ist dieser Preis allerdings keine Option.

Dabei ist zu bedenken, dass Slack vor kurzem an Salesforce verkauft wurde. Es ist damit zu rechnen, dass der Druck in Richtung bezahlter Produkte und Pläne im Wettbewerb mit Teams noch steigen und der Fokus auf Enterprise-Features noch stärker wird. Auch Discord befand sich vor kurzem noch im Verkaufsgesprächen mit Microsoft. Es ist also gut möglich, dass das Unternehmen sich zeitnah ebenfalls einem der großen Tech Player anschliesst.

Community als Nebenprodukt

Dies führt letztlich zum größten Problem hinter beiden Tools, denn die Verwendung für Online-Communities ist bei beiden eher ein “Abfallprodukt”. Discord ist und war ein Tool für junge Zielgruppen bzw. Gamer und Slack ist ein Tool für Unternehmen. Es ist nicht zu erkennen, dass sich beide Unternehmen von diesem Fokus lösen, im Gegenteil.

Es gibt bei bedien Plattformen keine Möglichkeiten auf die Entwicklungsroadmap Einfluss zu nehmen. Auch die Möglichkeiten der Anpassung an die eigenen Bedürfnisse ist eher gering bzw. schlicht nicht für den Anwendungsfall der Online-Community geschaffen. Die eigene Marke, das eigene Design und Look & Feel treten kaum in Erscheinung, denn man ist letztlich nur ein Kanal oder Team auf der Plattform. Man kann zwar die mobilen Apps von Slack oder Discord nutzen, aber auch da tritt die eigene Marke kaum in Erscheinung. Push Meldungen erhält man dann eben von Slack oder Discord, aber nicht vom eigenen Absender. Daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern.

Eine Community ist mehr als ein Chat

Das Feature Set von beiden Plattformen ist riesig – keine Frage. Aber im Kern sind beide Anwendungen eben Chat- und Kommunikationssoftware. Es gibt keine Möglichkeiten wie in Sozialen Netzwerken Inhalte in einem eigenen Feed mit Kommentaren und sonstigen Features zu kuratieren und zusätzlich zum Chat zu präsentieren, denn beide Tools sind eben ein CHAT!

Dies hat konzeptionell und inhaltlich eine Menge Nachteile. Oftmals zeigt sich, dass ein Chat als Kern einer Community zwar zu Beginn funktioniert, aber mit zunehmender Dauer, mehr Nutzer*innen und vor allem auch mehr Inhalten es immer unübersichtlicher wird. Facebook, LinkedIn und Co. zeichnen sich vor allem durch einen attraktiven News Feed aus – in diesem finden Nutzer*innen eben nicht nur Nachrichten, sondern auch Inhalte und Posts von anderen Nutzern*innen. Rund um diese Inhalte entstehen oft erst spannende Diskussionen, in den Kommentaren tauscht man sich untereinander aus. Networking ist mehr als nur Messaging. Slack und Discord sind aber eben reine Messaging-Plattformen.

Unterentwickelte Moderation und Privatsphäre

Gruppen und Communities leben – besonders wenn sie größer und aktiver werden – immer auch von einer guten Moderation. Auch hier bieten beide Plattformen nur wenige Möglichkeiten einzugreifen bzw. im Sinne klassischer Sozialer Netzwerke als Administrator zu agieren. Bei Slack beispielsweise wird nicht wirklich deutlich, wer Moderator bzw. Administrator ist. In einem kleinen unternehmensinternen Team mag das sogar sinnvoll sein. In einer Community ist es in der Regel hilfreich, wenn Regeln existieren und diese auch klar durchgesetzt werden.

Auch die Möglichkeiten Missbrauch zu melden sind beschränkt. Nutzer*innen können nur ganz entfernt werden und das moderieren von Inhalten ist teilweise komplex und schwierig.

Und auch beim Thema “Privatsphäre” haben die Dienste manchmal Nachteile. Administratoren in Slack können nicht auf Direktnachrichten anderer Nutzer*innen zugreifen. Die Einstellungen der Berechtigungen und Rollen sind komplex, weil die Tools prinzipiell auf ein sehr gleichberechtigtes System ausgelegt sind.

Zusammenfassung

Slack und Discord sind fantastische Messaging-Plattformen, die sich steigender Popularität erfreuen. Als unabhängige, eigenständige Community-Tools sind beide jedoch nur eingeschränkt zu empfehlen. Der Fokus liegt bei beiden Anbietern auf anderen Anwendungsfällen und auch dem Vergleich mit dem Feature Set von Facebook Gruppen oder Sozialen Netzwerken, halten beide nicht wirklich stand.

Beide Tools können eine spannende Ergänzung zur eigenen Plattform, Website oder zu den eigenen Medien sein. Wir bieten nicht ohne Grund eine eigene Slack Integration, die das posten von Inhalen in die eigene App direkt aus Slack zum Kinderspiel macht (mehr Infos übrigens dazu hier). Aber zur eigenen Community braucht es mehr als eine Messaging-Plattform.