Was sich aus unserem UNICEF Projekt “Living Schools” für Anwendungen der internen Kommunikation lernen lässt

Ron from tchop showing one of the kids in malawi his android smartphone

Bereits vor einigen Wochen haben wir ausführlich über unsere Zusammenarbeit mit UNICEF Deutschland im Rahmen des Projektes „Living Schools“ in Malawi berichtet. Die Maßnahme ermöglicht es, Spendern in Deutschland den Fortschritt und die Entwicklung eines lokalen Projektes inklusive der Menschen dahinter auf einer eigenen Plattform unmittelbar und authentisch zu verfolgen. Im Rahmen des diesjährigen Skillshare Meetings von UNICEF in den Niederlanden wurde unser Projekt vorgestellt. Bei dem Event treffen sich Verantwortliche aus Projekt- und Geberländern aus aller Welt, um sich über Ideen, Erfahrungen und Projekte auszutauschen. 

Das Interesse weiterer Länder an unserem Projekte war groß und wir natürlich mächtig stolz. Was wir bei der Umsetzung gelernt haben, geht jedoch weit über den Einsatz unserer Plattform bei einer spendenfinanzierten NGO hinaus. Viele der Projekt-Bausteine sind auch für Agenturen und Unternehmen interessant, wenn es um Mitarbeiter-Apps oder auch sonstige content-getriebene Plattformen für sowohl geschlossene als auch offene Nutzergruppen geht. Diverse Erkenntnisse konnten wir bereits erfolgreich bei anderen kommerziellen Anwendungsfällen einbringen und vieles ist bereits in neue Features eingeflossen.

Im folgenden wollen wir daher einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen:

  1. Die Einfachheit heutiger Mobiltechnologie kennt keine Grenzen: man unterschätzt allgemein die Fähigkeit von Menschen mit einem Smartphone attraktive Inhalte, besonders Bilder und Videos zu produzieren. Dies liegt zum einen an der zunehmenden Qualität der Hardware, aber auch an der Tatsache, dass die Art und Weise wie ein iPhone oder ein Android Smartphone funktioniert, weltweit identisch ist. Es vereint Milliarden von Menschen grenzübergreifend. In Malawi konnten Kinder, die noch nie in Ihrem Leben ein Smartphone in der Hand hatten, nach wenigen Minuten (und einem ersten Staunen) sogar selbst Bilder und Videos machen und diese nach einer kurzen Einführung weiterleiten.
  2. Authentizität schlägt manchmal „klassische“ redaktionelle Qualität, d.h. Bilder oder Videos sollten einen unverfälschten Eindruck vermitteln, besonders auch wenn es um Emotionen und „Human Interest Stories“ geht. Nutzer erwarten im Zeitalter von Smartphone und Social Media keine perfekte Bild- oder Audioqualität. Einfach mit Smartphones produzierte Inhalte schaffen Nähe und vermitteln das Gefühl von Teilhabe. 
  3. Das Vorgeben von festen Content Formaten erleichtert die Erstellung von “User Generated Content“ immens, denn nicht professionelle Content-Produzenten tun sich leichter, wenn sie sich anhand einer bestimmten Aufgabe oder Fragestellung bewegen können (bei „Living Schools“ war dies beispielsweise das Format „When I am grown up..“; Kinder wurden gefragt was sie einmal werden wollen, wenn sie erwachsen sind).
  4. Auch für die Nutzer, die sich mit ihrem Content einbringen, eröffnet es Vorteile sich einzubringen. Sie fühlen sich als Teil einer Community, sie fühlen sich verbunden zu Menschen, die ggf. tausende von Kilometern entfernt sind. Dass sie mit Inhalten andere erreichen können, ist ein Erfolgserlebnis, welches Selbstvertrauen gibt und Lust auf mehr macht. Für die Leser und Kinder in Malawi war es ein unglaubliches Erfolgserlebnis eigene Inhalte auf einer deutschen UNICEF Website wiederzufinden. 
  5. Verantwortlichkeiten und Prozesse sind erfolgskritisch: die Organisation vor Ort lebt lebt von einer klaren Zuteilung von Aufgaben. Auch wenn die Bedienung und die Bereitstellung so einfach ist wie das Teilen von Inhalten via Facebook, Instagram oder Whats App – wenn sie Inhalte in bestimmter Frequenz und Form zu bestimmten Themen haben wollen, ist ein Mindestmaß an Organisation besonders zu Beginn extrem wichtig. Dabei sollten besonders technische Rahmenbedingungen (bspw. Netzqualität und -verfügbarkeit, Rechteklärung) Beachtung finden.
  6. Bilder und Videos sind der Schlüssel, wenn es um mobile Mediennutzung geht: Sie ziehen einen Großteil der Nutzung an, sind oft einfacher zu produzieren als längere Textstücke und entsprechen im Zeitalter von Instagram als führendem Social Network am meisten dem Zeitgeist. Speziell auch jüngere Generation bevorzugen dieses „Emotional Storytelling”. Visueller Content ist „snackable“ und ermöglicht eine hohe zeitliche Frequenz, die sich mit klassischen Artikeln kaum bzw. selten allein gewährleisten lassen. Dennoch gilt: auf die richtige Mischung kommt es an!
  7. Die verbindliche, schriftliche Klärung der notwendigen Rechte (bes. die Einverständniserklärungen Mitwirkender) ist machbar, setzt aber ebenfalls eine saubere Organisation und vordefinierte Prozesse voraus. UNICEF setzt zum Schutz von Minderjährigen hier besonders hohe Standards an. In der internen Kommunikation wird manches einfacher. Dennoch empfehlen wir dieses Thema vorher mit entsprechenden Regeln und Templates anzugehen.
  8. Eine redaktionelle Veredelung und Aufbereitung ist wichtig, aber auf Basis unserer Plattform sehr einfach und effizient möglich: oft ist es nicht empfehlens- bzw. wünschenswert das alle Nutzer Inhalte „durchpublizieren“ können. Die Möglichkeit Bilder und Videos sehr einfach zu kommentieren, mit Headlines zu versehen und in den richtigen Kontext zu stellen ist dabei der Schlüssel. Dazu braucht es kein großes Team, „nur” einen digital smarten „Kurator“ mit etwas Textfähigkeit. Dies kann, muss aber kein professioneller Redakteur sein.

Es gibt natürlich noch weitere spannende Erkenntnisse und Details. Aber wir hoffen diese Punkte können als erste Inspiration dienen für Ihre Mitarbeiter App oder anstehende Projekte in denen es wichtig ist neue, innovative, kollaborative Wege der Content Erstellung und Produktion anzugehen.

Gerne teilen wir weitere Erfahrungen aus anderen Projekte so weit dies möglich ist. Sprechen Sie uns jederzeit an.