Zur Planung der eigenen App gehören neben redaktionellen und organisatorischen Fragen vor allem auch Aspekte der Navigation, Strukturierung und der sog. User Experience. Wie werden Inhalte konkret in der App angeboten, wie können Nutzende sich diese erschliessen bzw. konsumieren?

Im folgenden wollen wir einen genaueren Blick auf diese Fragestellung werfen und auch ein paar Antworten liefern.

Inhalte und News in mobilen Apps funktionieren prinzipiell anders als klassische Websites. Oder sagen wir wie man früher klassische Websites entwickelt und „gedacht“ hat. Tatsächlich hat die Art und Weise wie wir mobil Inhalte konsumieren nämlich auch die User Experience im Web, speziell natürlich auch im mobilen Web verändert. Früher hat man sich viel über die Navigation, die Struktur und den Aufbau einer Website Gedanken gemacht. Natürlich ist dies heute immer noch wichtig. Aber tatsächlich ist heute – wie in der mobilen Welt – nur eines wichtig: was auf der Homepage, was im News Feed prominent dargestellt ist.

Die Welt als Feed

In jeder mobilen App, die heute aktuelle Inhalte und News schnell und effizient vermitteln will, zählt vor allem eines: der News Feed! Facebook hat im September 2006 den historischen Durchbruch in Sachen Beliebtheit und auch konkret in Sachen Nutzung geschafft, mit? Genau, der Einführung des News Feeds (mehr dazu mit samt einiger anderer spannender Fakten dazu hier). Dies war etwa eineinhalb Jahre, nachdem die Plattform erstmals online ging. Bevor der News-Feed eingeführt wurde, war Facebook quasi eine simplere Version von MySpace für Schüler und Studenten. Nach etwas holprigem Start der Einführung, ist der News Feed zu der heute dominierenden Form der Informationsvermittlung im Internet geworden.

Immer mehr Leute nutzen den News-Feed als Nachrichtenportal.

Pew Research Center, 2016

Ganz gleich, ob wir Videos bei TikTok, Bilder bei Instagram oder Nachrichten aus der Welt auf einem News Portal verfolgen, ein mobiloptimierter News Feed ist immer das Grundprinzip. Wir scrollen oder swipen uns durch das Geschehen und tun dies auf eine Art und Weise, die geprägt ist von kurzen Aufmerksamkeitsspannen, springend von App zu App. Aber das erste was wir eigentlich immer sehen ist? Genau, der News Feed!

Prio 1: der News Feed

In Sachen Konzeption, Planung und Content Strategie sollte der News Feed daher auch die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Er ist das erste was Nutzende sehen, wenn sie oder er die App starten. All Ihre Nutzenden haben gelernt zu scrollen, um weiter in die Vergangenheit zu gelangen. Wohlwissend, dass man irgendwann auf bereits bekanntes stösst. Es ist eine effiziente Form schnell, viele Inhalte zu „scannen“ und es macht Sinn dies zu berücksichtigen und diese Form gezielt aufzugreifen bzw. zu optimieren.

Entscheidend sind drei Faktoren:

Inhaltiche Relevanz: Ein News-Feed sollte relevante Inhalte anbieten, die auf den Interessen und dem Verhalten der Zielgruppe basieren. Die Frage der Relevanz führt dann oft dazu, dass es nicht EINEN Feed für alle gibt, sondern, dass man hier über eine Segmentierung nachdenken muss. Um so „spitzer“ Inhalte sich an eine Zielgruppe richten können, desto einfacher ist es in der Regel Relevanz zu erzielen.

Schnelle und regelmäßige Aktualisierung: Ein erfolgreicher News-Feed muss aktuelle Nachrichten schnell und effizient bereitstellen. Dies schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass Nutzer regelmäßig zurückkehren, um auf dem Laufenden zu bleiben. Sieht ein Nutzender oben im Feed mehrfach die gleichen Inhalten, wird er wahrscheinlich nicht mehr so oft wiederkommen. Aber auch, wenn er das Gefühl hat, dass es „zu viele“ Inhalte gibt, kann dies abschrecken, weil Nutzende den Überblick verlieren und nicht das Gefühl haben, das Geschehen sinnvoll verfolgen zu können (abhängig natürlich vom Angebot an sich). Den richtigen Mittelweg zu finden ist eine Kunst. Dabei kann man es nie allen recht machen. Um so wichtiger ist es hier zu experimentieren und zu optimieren.

Übersichtliche und ansprechende Darstellung: Die Benutzeroberfläche muss klar strukturiert und leicht zugänglich sein. Visuelle Elemente wie Bilder, Videos und klare Schlagzeilen unterstützen eine schnelle Erfassung der Informationen und erhöhen die Attraktivität des Feeds. Dabei ist es auch wichtig, dass dem Nutzenden visuelle, aber auch inhaltliche Abwechslung geboten wird. Nicht alle Teaser im Feed sollten gleich aussehen, es sollte auch besser eine Mischung sein an Content-Typen. Und nicht hinter jedem Inhalt, muss ein langer Artikel stehen. Eine Mischung aus klassischen Formaten, aber auch modernem „Micro-Content“ führt oft zu einer spannenden Gesamterlebnis. Wer immer das gleiche sieht, scrollt eher ungern weiter. Menschen lassen sich lieber überraschen und inspirieren.

Natürlich hängt die Details sehr von Ihren Anforderungen, Inhalten Zielen und der konkreten Zielgruppe ab. Aber die allgemeinen Erwartungen und Erfolgsfaktoren bleiben in der Regel gleich. Wenn Ihr News Feed nicht funktioniert, funktioniert die ganze App nicht. Deswegen sollten Sie sich bei der Planung Ihrer App, vor allem um diesen Gedanken machen.

Prio 2: Struktur, Themen und Übersichtlichkeit

Mit der Planung des News Feeds stellen sich auch Fragen hinsichtlich Struktur und Navigation. Denn der News Feed kann und sollte aus unterschiedlichen Rubriken „gespeist“ werden. Dies erlaubt Nutzenden den einfachen Abspruch in Rubriken und sorgt auch in der Wahrnehmung für Vielfalt.

In tchop können Sie mit „Mixes“ eine flexible Rubrikenstruktur in Ihre App bringen und diese auch flexibel visualisieren. Der beste, immer gut funktionierende Weg ist die sogenannte „Tab Bar“.

Die Tab Bar in mobilen Apps ist heute das zentrale Navigationselement, das aus zwei Gründen wichtig ist:

Einfache Navigation und Zugänglichkeit: Die Tab Bar befindet sich unten am Bildschirm und ist daher leicht mit dem Daumen erreichbar. Sie ermöglicht Nutzenden schnellen Zugriff auf die wichtigsten Bereiche der App, ohne komplizierte Menüs durchsuchen zu müssen.

Konstante Orientierung: Die Tab Bar bleibt meist über verschiedene Ansichten hinweg sichtbar und bietet so eine konstante Navigation. Das gibt der Zielgruppe Sicherheit, dass sie jederzeit leicht zu den Hauptfunktionen der App zurückkehren können.

Neben dem News Feed bietet sich daher meist eine oder auch zwei Themen- bzw- Rubrikenlisten an. Diese unterstützen die Orientierung und erläutern dem Nutzenden das inhaltliche Angebot der App. Diese Rubriken können, aber müssen nicht im News Feed einlaufen. In jedem Fall sollte man verstehen: hier können Nutzende schnell mit 2 Tabs bzw. Clicks hin navigieren. Niemand will das bei jeder App Session tun, aber es ist gut, dass man wichtiges hier schnell finden kann.

Ein Tab geht schnell, ein zweiter auch noch. Einen Dritten will niemand mehr regelmäßig. Einfachheit und Effizienz sind extrem wichtig.

So oder so bedienen die Angebote in der Tab Bar einen anderen „Use Case“. Im News Feed werde ich schnell informiert, abgeholt und auch inspiriert. Hier finde ich schnell Dinge, die man meist gelegentlich wissen will oder braucht.

Prio 3: der Chat

Apropos Use Cases: ein ganz anderer, von den Inhalten abgegrenzter, aber trotzdem spannender Use Case ist der Chat. Diese kann, muss man nicht nutzen. In jedem Fall bietet er eine spannende Ergänzung, zumal er unten rechts in der Tab Bar gut aufgehoben und schnell mit einem Click erreichbar ist.

Offene Chat Gruppen können oben im News Feed beworben werden (eine dynamische Funktion, die man ein- und ausschalten kann) und durch einen sogenannten Badge sieht der Nutzende sofort, ob neue Nachrichten für Ihn da sind. Das ist gelernt und einfach. Und es ist eine perfekte Ergänzung zu dem News Feed.

Aber: auch für den Chat braucht es – genau wie für den News Feed – ein inhaltliches Konzept. Welche Chat Gruppen sollen angeboten werden? Zu welchen Themen? Wer kümmert sich darum und wie kann dies aktuell eingesetzt werden?

Wer den Chat nicht einsetzt, hat in der Tab Bar einen Platz gewonnen, den man für eine Themenliste oder einen weiteren Feed nutzen kann (siehe oben).

Prio 4: das eigene Profil

Ganz rechts befindet das Profil des Nutzenden. Warum? Dies ist ganz einfach für die Mehrheit der Menschen, die Rechtshänder sind, der Platz in der Tab Bar, den man am schlechtesten erreicht.

Quelle: Designing for Large Screen Smartphones, Luke Wroblowski

Nutzende können hier Ihr Profil bearbeiten oder Ihre bereits geposteten Inhalte einsehen und bearbeiten. Beides nicht entscheidend in der täglichen Nutzung.

Prinzipiell gibt es auch die Möglichkeit das Profil an anderen Stellen unterzubringen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass es Sinn macht dies hier durchaus prominent zu platzieren. So werden Nutzende motiviert Ihr Profil zu ergänzen und bspw. ein Foto hochzuladen.

Zusammenfassung

Wer Überlegungen hinsichtlich der Strukturierung und Konzeption der eigenen App anstellt, sollte berücksichtigen wie Nutzende heute News in Apps (auch in Social Media Apps) konsumieren. Natürlich kann man versuchen eigene, andere Ideen zu etablieren. Doch endet dies meist mit Enttäuschung. Denn die Mehrheit der Nutzenden bevorzugt immer das was sie bereits kennt und gewohnt ist. In den letzten Jahren haben sich Standards gebildet und es macht Sinn diesen zu folgen.

Der News Feed ist dabei von herausragender Bedeutung. Hier liegt das Erfolgsgeheimnis erfolgreicher Apps mit hoher Akzeptanz und einem treuen Kreis Nutzender. 90% der Aufmerksamkeit und Nutzung passieren hier. Um so wichtiger ist es hier auch „Out of the Box“ zu denken, denn ein spannender News Feed besteht nicht nur aus einer Liste eigener Artikel, sondern aus einer spannenden Mischung an Formaten mit hoher Relevanz für die Zielgruppe.

Letzte Änderung: Oktober 8, 2024